Trost im Unglück
Husar:
Wohlan Die Zeit ist kommen,
Mein Pferd das muß gesattelt sein,
Ich hab mirs vorgenommen,
Geritten muß es sein!
Geh’ du nur hin, ich hab mein Teil,
Ich lieb dich nur aus Narretei;
Ohn dich kann ich wohl leben;
Ohn dich kann ich wohl sein.
So setz ich mich aufs Pferdchen,
Und trink’ ein Gläschen kühlen Wein,
Und schwör’s bei meinem Bärtchen,
Dir ewig treu zu sein.
Mädchen:
Du glaubst, du bist der Schönste
Wohl auf der ganzen weiten Welt,
Und auch der Angenehmste,
Ist aber weit, weit gefehlt.
In meines Vaters Garten
Wächst eine Blume drin:
So lang’ will ich noch warten,
Bis die noch größer ist.
Und geh’ du nur hin, ich hab mein Teil!
Ich lieb dich nur aus Narretei;
Ohn dich kann ich wohl leben;
Ohn dich kann ich wohl sein.
Beide:
Du denkst, ich werd dich nehmen,
Das hab ich lang noch nicht im Sinn,
Ich muß mich deiner schämen,
Wenn ich in Gesellschaft bin.
Rheinlegendchen
Bald gras ich am Neckar,
Bald gras ich am Rhein,
Bald hab ich ein Schätzel,
Bald bin ich allein.
Was hilft mir das Grasen,
Wenn d’Sichel nicht schneidt,
Was hilft mir ein Schätzel,
Wenn’s bei mir nicht bleibt.
So soll ich denn grasen
Am Neckar, am Rhein,
So werf ich mein goldenes
Ringlein hinein.
Es fließet im Neckar
Und fließet im Rhein,
Soll schwimmen hinunter
Ins Meer tief hinein.
Und schwimmt es das Ringlein,
So frißt es ein Fisch,
Das Fischlein soll kommen
Aufs Königs sein Tisch!
Der König tät fragen,
Wems Ringlein sollt sein?
Da tät mein Schatz sagen,
Das Ringlein g’hört mein.
Mein Schätzlein tät springen,
Berg auf und Berg ein,
Tät mir wiedrum bringen
Das Goldringlein fein.
Kannst grasen am Neckar,
Kannst grasen am Rhein,
Wirf du mir nur immer
Dein Ringlein hinein.
Der Schwildwache Nachtlied
„Ich kann und mag nicht fröhlich sein,
Wenn alle Leute schlafen,
So muß ich wachen,
Muß traurig sein.“
„Liebe Knabe, du mußt nicht traurig sein,
Will deiner warten,
Im Rosengarten,
Im grünen Klee.“
„Zum grünen Klee, da geh ich nicht,
zum Waffengarten
Voll Helleparten
Bin ich gestellt.“
„Stehst du im Feld, so helf dir Gott!
An Gottes Segen
Ist alles gelegen,
Wer’s glauben tut.“
„Wers glauben tut, ist weit davon,
Er ist ein König,
Er ist ein Kaiser,
Er führt den Krieg.“
Halt! Wer da? Rund! Bleib mir vom Leib!
Wer sang es hier? Wer sang zur Stund’?
Verlorne Feldwacht
Sang es um Mitternacht.
Mitternacht! Mitternacht! Feldwacht!
Wer hat dies Liedlein erdacht
Dort oben in dem hohen Haus,
Da gucket ein fein’s, lieb’s Mädel heraus,
Es ist nicht dort daheime,
Es ist des Wirts sein Töchterlein,
Es wohnt auf grüner Heide.
Mein Herze ist wund,
Komm, Schätzel, machs gesund.
Dein schwarzbraune Äuglein,
Die haben mich verwundt.
Dein rosiger Mund
Macht Herzen gesund.
Macht Jugend verständig,
Macht Tote lebendig,
Macht Kranke gesund.
Wer hat denn das schöne Liedlein erdacht?
Es haben’s drei Gäns übers Wasser gebracht,
Zwei graue und eine weiße;
Und wer das Liedlein nicht singen kann,
Dem wollen sie es pfeifen. Ja!
Lied des Verfolgten im Turm
DER GEFANGENE
Die Gedanken sind frei,
Wer kann sie erraten;
Sie rauschen vorbei
Wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Jäger sie schießen;
Es bleibet dabei,
Die Gedanken sind frei.
DAS MÄDCHEN
Im Sommer ist gut lustig sein,
Auf hohen, wilden Heiden,
Dort findet man grün Plätzelein,
Mein herzverliebtes Schätzelein,
Von dir mag ich nicht scheiden.
DER GEFANGENE
Und sperrt man mich ein
Im finstere Kerker,
Dies alles sind nur
Vergebliche Werke;
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei,
Die Gedanken sind frei.
DAS MÄDCHEN
Im Sommer ist gut lustig sein,
Auf hohen, wilden Bergen;
Man ist da ewig ganz allein,
Auf hohen, wilden Bergen;
Man hört da gar kein Kindergeschrei,
Die Luft mag einem da werden.
DER GEFANGENE
So seis wie es will,
Und wenn es sich schicket,
Nur alles sei in der Stille,
Mein Wunsch und Begehren,
Niemand kann’s wehren;
Es bleibt dabei,
Die Gedanken sind frei.
DAS MÄDCHEN
Mein Schatz, du singst so fröhlich hier,
Wies Vögelein in Grase;
Ich steh so traurig bei Kerkertür,
Wär ich doch tot, wär ich bei dir,
Ach muß ich immer denn klagen?
DER GEFANGENE
Und weil du so klagst,
Der Lieb ich entsage,
Und ist es gewagt,
So kann mich nichts plagen,
So kann ich im Herzen
Stets lachen und scherzen.
Es bleibet dabei,
Die Gedanken sind frei.
Der Tamboursg’sell
Ich armer Tamboursg’sell.
Man führt mich aus dem G’wölb,
Wär ich ein Tambour blieben,
Dürft ich nicht gefangen liegen.
O Galgen, du hohes Haus,
Du siehst so furchtbar aus,
Ich schau dich nicht mehr an,
Weil i weiß, daß i g’hör dran.
Wenn Soldaten vorbeimarschieren,
Bei mir nit einquartiern.
Wenn sie fragen wer i g’wesen bin:
Tambour von der Leibkompanie.
Gute Nacht, ihr Marmelstein,
Ihr Berg und Hügelein,
Gute Nacht, ihr Offizier,
Korporal und Musketier,
Gute Nacht, ihr Offizier,
Korporal und Grenadier,
Ich schrei mit heller Stimm,
Von euch ich Urlaub nimm,
Gute Nacht.
Urlicht
O Röschen rot,
Der Mensch liegt in grösster Not,
Der Mensch liegt in grösster Pein,
Je lieber möcht ich im Himmel sein.
Da kam ich auf einen breiten Weg,
Da kam ein Engellein und wollt mich abweisen,
Ach nein ich liess mich nicht abweisen.
Ich bin von Gott und will wieder zu Gott,
Der liebe Gott wird mir ein Lichtchen geben,
Wird leuchten mir bis an das ewig selig Leben.
Verlor’ne Müh’
SIE
Büble, wir wollen ausse gehe,
Wollen wir? Unsere Lämmer besehe,
Komm, liebs Büberle,
Komm, ich bitt.
ER
Närrisches Dinterle,
Ich geh dir halt nit!
SIE
Willst vielleicht ä Bissel nasche,
Hol dir was aus meiner Tasch;
Hol, liebs Büberle,
Hol, ich bitt.
ER
Närrisches Dinterle,
Ich nasch’ dir halt nit.
SIE
Gelt, ich soll mein Herz dir schenke,
Immer willst an mich gedenke;
Nimms, Liebs Büberle!
Nimms, ich bitt.
ER
Närrisches Dinterle,
Ich mag es halt nit!